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Der Wald als Wasserspeicher

Wir forsten auf

In Deutschland ist der Wald der größte Süßwasserspeicher. Er fungiert wie ein Schwamm. Auch wenn die Bäume sehr viel Wasser benötigen, gibt ein Wald fast genauso viel Wasser an den Grundwasserspeicher ab, wie eine Wiese.

 

Vor allem für uns, die wir das Wasser zur Energiegewinnung nutzen und uns für die Ökologie vor Ort einsetzen, ist der Wald sehr wichtig.

 

Aus diesem Grund werden wir im November 2018 auf einer Fläche zwischen zwei unserer Wasserkraftwerke ca. 50 heimische Bäume und Sträucher pflanzen. Hier mussten wir leider letztes Jahr viele kranke Eschen entfernen. Bei den neuen Pflanzungen werden wir z.B. Eiche, Weide, Erle, Moorbirke, Vogelkirsche, Hartriegel, Faulbaum oder Holler wählen, Bäume und Sträucher, die im Auwald vorkommen.

Die genannten Sträucher bieten zudem den Vögeln mit ihren Beeren Futter.

Allen Neukunden, oder Bestandkunden, die uns einen neuen Kunden vermitteln, wird auf Wunsche einer der Bäume oder Sträucher gewidmet und mit einem Namensschild versehen. Solange der Vorrat reicht.

 

Der Wald ist Wasserspeicher, Luftreiniger und er versorgt uns mit Holz. Aber nicht nur das. Wir haben mit der Waldpädagogin Beate Thome ein Interview geführt. Sie hat uns viel über die heilende Wirkung erzählt und wie sie Teilnehmern in Survival Trainings zeigt, dass wir abhängig von der Natur sind, und nicht umgekehrt.

Interview mit Beate Thome

Der Wald ist sehr wichtig für unser Klima, weil er als Wasserspeicher fungiert.

Beate Thome ist Waldpädagogin. Sie betreibt ein Naturcamp und möchte Menschen sensibilisieren, wieder hinaus zu gehen und die Schönheit der Natur zu genießen. Außerdem hat sie uns erzählt, wie es dem Wald geht und appelliert an uns, dass wir in Zukunft mehr für die Natur tun sollten.

 

Der Wald ist durch den Hambacher Forst wiedermal in den Medien angekommen. Irgendwie wird immer nur über ihn gesprochen, wenn er abgeholzt oder krank ist. Hat der Wald keine Lobby?

 

Der Wald hat eine Lobby. Aber eher auf Bürgerebene oder bei Landforsten. Fast jeder weiß, wie gut der Wald tut. Ein Grundsatz in der Forstwirtschaft ist ja auch die Nachhaltigkeit. Es wird zum Beispiel nur so viel Wald eingeschlagen, wie nachwachsen kann.

 

Wie geht es dem Wald?

 

Ich möchte gern aus dem Waldzustandsbericht 2017 für den Forst Rheinland-Pfalz zitieren. Der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden ist um 3% auf 24% zurückgegangen. Der Anteil der Bäumen ohne sichtbare Schadenmerkmale liegt bei 27%.

 

Nach wie vor werden die Wälder durch Luftschadstoffe belastet. Die Belastungen durch Schwefel und Schwermetalle sind zurückgegangen, doch die Säure- und Stickstoffeinträge übersteigen immer noch das Pufferpotenziale vieler Waldstandorte. Witterungsbedingte Schädigungen haben zugenommen. Auch waren seit 1997 alle Vegetationsperioden zu warm. Alles Auswirkungen des Klimawandels.

 

Merken Sie die Trockenheit dem Wald an?

 

Die Trockenperiode merken wir zum Beispiel durch verfrühten Laubabwurf. Mit dem Laubabwurf schützen sich die Bäume, um den Winter zu überstehen. Aber wir müssen damit rechnen, dass etliche Bäume absterben werden, weil viele Bäume schon seit Februar mit der Trockenheit zu kämpfen haben.

Trockenstress macht den Wald und die Bäume für Krankheiten und Schädlingsbefall, zum Beispiel für den Borkenkäfer, anfälliger. Da erwarten wir eine Erhöhung der Borkenkäferkalamitäten.

 

Überhaupt, wie wichtig ist das Wasser für den Wald?

 

Bäume benötigen viel Wasser. Ein Hektar Buchenwald benötigt an einem heißen Tag bis zu 30.000 Liter. Trotzdem gibt ein Wald genauso viel Wasser an den Grundwasserspeicher ab, wie eine Wiese.

Waldboden ist wie ein Schwamm. Eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes speichert im Boden und in den Bäumen bis zu 1,5 Millionen Liter Wasser, welches langsam wieder abgegeben wird.

 

Welche Bedeutung hat der Wald für unsere Luft und für unser Klima?

 

Der Wald ist sehr wichtig für unser Klima, weil er als Wasserspeicher fungiert. Und er ist wichtig für unsere Luft. Denn er wandelt Kohlendioxid per Photosynthese zu Sauerstoff um, den wir Menschen zum Leben brauchen.

 

Sie sind Waldpädagogin. Was gibt uns der Wald?

 

Der Wald ist einerseits Versorger, z. B. für Brennholz. Aber er hat auch eine Erholungs- und Schutzfunktion, die mir als Waldpädagogin wichtig ist. Der Wald tut unserer Seele gut. Und es ist nachgewiesen, dass der Wald eine gesundheitsfördernde Wirkung hat.

 

Was kann jeder von uns tun, damit der Wald erhalten bleibt?

 

Es braucht ein Umdenken, einen Wandel. So deutlich, wie das in den letzten Jahren und insbesondere in diesem Jahr für jeden offensichtlich ist, was die Klimaveränderung bewirken wird, braucht es ein Umdenken. Wenn wir so weitermachen, dann wird der Klimawandel nicht nur für die nächsten Generationen, sondern schon für uns Auswirkungen haben. Wir müssen uns generell mehr um Klima- und Umweltschutz, nicht nur um den Wald, sondern um die komplette Natur kümmern.

 

Sie betreiben ein Naturcamp. Was ist Ihr primäres Ziel?

 

Für mich ist das Größte, die Schöpfung, Vollkommenheit. Jede Nische ist besetzt. Die Natur ist wunderbar und wunderschön. Ich möchte die Menschen sensibilisieren, wieder rauszugehen in die Natur. Sich in der Natur aufzuhalten. (...)

 

Ein anderer Aspekt ist das Thema ganzheitliche Naturerlebnisse. Bei jedem Indianervolk ist es normal, dass die Spirits dazugehören. Diesen Bereich möchte ich ausbauen: Erholung in der Natur, Entspannung, Entschleunigung. Wir sind Teil der Natur, auch wenn wir uns im Winter in unseren Häusern verkriechen. Wir sind von ihr abhängig. Das sollten wir niemals vergessen.

 

Was sagen Ihre Teilnehmer zum Wald, den Sie ihnen näherbringen?

 

Die meisten Teilnehmer spüren, dass sie sich im Wald wohlfühlen. Sie konzentrieren sich auf das Hier und Jetzt. Sie lassen die Alltagssorgen hinter sich, um sich einfach nur wohl zu fühlen. Den Teilnehmern geht es durchweg gut, wenn sie sich draußen aufhalten. Auch bei schlechten Wetter. Ich höre dann Aussagen wie „Ich habe es gar nicht gemerkt, dass es geregnet hat.“

 

Apropos Regen. Sie veranstalten u.a. auch Survival Camps. Was ist für die Teilnehmer die größte Herausforderung beim Leben in der Natur?

 

Die Teilnehmer kommen oft mit Ängsten, ob es zum Beispiel genug zu essen gibt. Gerade bei schlechten Wetter bekomme ich auch Anrufe wie „Findet es denn überhaupt statt?“ Regen ist kein Hindernis. Wenn es sehr stark regnet, können wir uns am Lagerfeuer unter einem schönen großen Faltschirm schützen. Wir passen uns dem Wetter an. Das ist ein wichtiger Aspekt. Wir müssen uns der Natur anpassen.

 

Aber so ein Camp ist auch Improvisation und Arbeit?

 

Man muss sich mit dem Thema Improvisation und Behelfsmäßigkeit auseinandersetzen. Man schläft in der selbst gebauten Hütte. Man wäscht sich mit kaltem Wasser. Auch die Arbeit ist eine andere. Alles ist echt und selbst erlebt. Nicht wie am Computer. Es muss Holz vorbereitet sein, ehe es dunkel wird, damit das Feuer auch in der Nacht aufrechterhalten werden kann. Ich sehe den Stapel Holz. Ich sehe den Vorteil, weil ich das Holz für die Wärme und das Essen benötige. Oft bekomme ich die Rückmeldung, dass sich die Teilnehmer im Wald auf einmal angekommen fühlen. Den Boden unter den Füßen spüren. Geerdet zu sein.

 

Auf der einen Seite diese positiven Erfahrungen und das Interesse der Menschen an der Natur, auf der anderen Seite ist unsere Erde wirklich bedroht.

 

Ich bin ehrlich besorgt. Wie es mit der Klimaveränderung weitergeht. Es braucht eine Veränderung. Wenn wir so weitermachen, wird die Erde überleben können, aber ob es für die Menschheit gut ausgeht…? Ich möchte jetzt nicht zu schwarzmalen, aber ich denke, da kommt etwas auf uns zu.

 

Und abschließend möchte ich auch noch ein Gedicht zitieren:

 

Doktor Wald (Helmut Dagenbach 1986)

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurose,
mich unverstanden fühle oder alt.
Dann greif´ ich nicht zur Pillendose,
dann konsultiere ich den Doktor Wald.

Er ist mein Augenarzt, mein Psychiater,
mein Orthopäde und mein Internist;
Er hilft mir sicher über jeden Kater;
ob er aus Kummer oder Cognac ist.

Er hält nicht viel von Pülverchen und Pillen,
doch umso mehr von Sonne und von Licht;
behandeln wird er mich stets im Stillen,
ein Honorar verlangt er nicht.

Er bringt mich immer wieder auf die Beine,
den Blutdruck regelt er und das Gewicht,
wirkt gegen Herzinfarkt und Gallensteine,
nur Hausbesuche macht er leider nicht.

 

Bei der Arbeit mit Kindern benutze ich auch das Synonym und sage „Ich bin die Frau Doktor Wald.

 

Vielen Dank Beate Thome

 

Bild: @davidvig via unsplash

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